St. Antonius und St. Sebastian

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Teuflische Gebräuche

Wer Mitte Januar auf der Deutschen Lieblingsinsel Mallorca unterwegs ist, traut seinen Augen kaum: eine beschauliche Ruhe liegt selbst über der Hauptstadt Palma, die Strände ringsum weiß und unberührt. Einige, vornehmlich den Touristen vorbehaltene Orte gleichen Geisterstädten, nur vereinzelt haben Geschäfte und Hotels geöffnet.

Dennoch lebt die Insel, jedoch mehr für die Mallorquiner, die nun, befreit vom ewigen Urlauberstrom, scheinbar durchatmen und ihren Festlichkeiten und Traditionen ausgiebig frönen können.

Maskierte Menschen geistern durch die Dörfer und Städte am Vorabend des 17. Januars

In allen Inselgemeinden wird am 17. Januar das Fest zu Ehren von Sankt Antonius, dem Schutzheiligen der Tiere und der Bauern, gefeiert. Am Vorabend dieses Tages jedoch treiben noch einmal die bösen Geister ihr Unwesen. Teufel und grotesk Maskierte geistern lautstark durch die Straßen und Gassen, in denen vielerorts kleine Scheiterhaufen aufgeschichtet worden sind. Die größte Veranstaltung dieser Art findet in Sa Pobla, ganz im Norden Mallorcas, statt.

Freundlich dreinblickende Satansfiguren und Schwellköpfe - Colles de Caparrots i caparrots minyons - überdimensionale Köpfe, die Persönlichkeiten des Ortes und der Region karikieren, ziehen in einem großen Korso über den Marktplatz hinüber zur Kirche. Dort bittet man um den Beistand des heiligen Antonius zur Vertreibung böser Mächte und der Winterkälte. Mit einem anschließenden, gigantischen Feuerwerk wird die Ankunft des Schutzpatrons angekündigt, der danach seine gebührende Begrüßung erfährt. Dies mittels eines gebetsmühlenartigen Sprechgesanges, untermalt von den sonoren Klängen der Ximbombers, der eigenartigen Hirtentrommeln, der weithin durch den Ort schallt. Bis hinüber zu den kleinen Widerstands-Partys, welche die Teufel vor großem Publikum auf verschiedenen Plätzen organisiert haben, und auf denen kunstvolle Feuerspielchen und -tänze unter frenetischem Beifall vollführt werden.

Das ganze Dorf ist zu nächtlicher Stunde noch auf den Beinen. An den inzwischen entfachten Scheiterhaufen werden kleine, nachbarschaftlich kommunikative Grillfeste mit Musik und Tanz veranstaltet. Immer noch wuseln Teufelchen mit lustig blinkenden Hörnern herum, die einen Heidenspaß haben, Erwachsene zu necken und zu erschrecken. Schließlich aber ist der Spuk vorüber. Der rauschebärtige, schlicht gewandete Antonius, der schon während des Umzuges kurz zu sehen war, hat das Kommando übernommen.

Traditionelle Tiersegnung und Transport des El Pinos in Pollença am Tag des St. Antonius

In Pollença, dem Wallfahrtsort mit der Kalvarientreppe, die exakt 365 Stufen zählt, beginnt der eigentliche Feiertag des Morgens mit der Colcada i Beneides, der traditionellen Tiersegnung. Das endlose Defilee führt der Schäfer mit seiner blökenden Herde an, begleitet von Flötenklängen und einem urigen, dudelsackähnlichen Instrument, der Gaita. Es folgen Hunde, Katzen, jegliches Hausgetier vom Meerschweinchen über Frosch und Goldfisch bis hin zur Schlange. Sie alle bekommen einige Spritzer geweihten Wassers ab, was zuweilen, vor allem bei den Vierbeinern, für gewisse Schreckreaktionen und Unruhe sorgt. Einige Katzen flüchten panikartig aus ihrer Umklammerung und verschwinden zum Ärgernis ihrer Besitzer in der dadurch belustigten Zuschauermenge. Für viele Kinder ist es ein ganz besonderer, ein ehrfürchtiger Augenblick, wenn der Pfarrer ihren geliebten Kanarienvogel oder Goldfisch segnet. Zum Abschluss erhalten auch zahlreiche Tauben in ihren Verschlägen die Weihe, um anschließend heftig flatternd in den blauen Himmel zu entschwinden.

Nur kurz währt die Verschnaufpause und das ganze Dorf macht sich beinahe geschlossen auf den langen Weg hinauf in die Berge, um dort ausgiebig auf einer riesigen Feier bei salzigen Sardinen vom Grill und Tomatenbrot mit Olivenöl und natürlich reichlich Wein eine treffliche Stärkung zu erfahren. Hier oben wird auch El Pino entgegen genommen. Ein gut 20m hoher, glatt geschälter Kiefernstamm, den die Dorfbewohner nach Beendigung des rauschenden Volksgrillens gemeinsam auf kräftigen Schultern hinunter in den Ort befördern.

Die Prozedur des Transportes erweist sich indes aufgrund der Länge des Stammes als durchaus knifflige Aufgabe, muss er doch den rituellen Regeln zu Folge auch durch alle engen und winkligen Gassen Pollenças getragen werden. So ist die Nacht bereits hereingebrochen, als er endlich sein Ziel, den Plaça Vella neben der Stadtkirche, erreicht. Der Platz quillt über vor Menschen, die dem nun folgenden Spektakel beiwohnen möchten. Allein das Aufrichten des Stammes dauert eine gute Stunde. Es gelingt nur mit Hilfe komplizierter Flaschenzugtechnik und bedarf einer exakten Ausrichtung.

Als es endlich geschafft ist, naht der Augenblick der Wahrheit. Mutige junge Männer, die in der Publikumsmenge warteten, versuchen nun den Stamm zu erklimmen, um einen an der Spitze angebrachten Scheck als Erster zu erreichen und einen Konfettiregen auszulösen. Dabei kommt es zum derben Handgemenge und zu kleinen Raufereien, bis der erste Furchtlose ein wenig an Höhe gewonnen hat. Viele Bemühungen sind jedoch zum Scheitern verurteilt, denn die Kletterei kostet sehr viel Kraft zusätzlich zu den Anstrengungen etwaige Nebenbuhler abzudrängen. Jeder Neuling am glatten Stamm wird begeistert bejubelt, auch wenn er schon bald wieder, schweißgebadet, dampfend und enttäuscht hinunter muss. Letztlich setzen sich die Profis durch, die den ersten Schwung tapferer Recken geduldig abgewartet haben und dann im Team mit gegenseitiger Hilfestellung ihr Ziel erreichen. Freudig öffnet der Sieger den Konfettisack und ein papierner Regen ergießt sich über die johlenden Zuschauer.

Grillfeste und Musikkonzerte zu Ehren St. Sebastians am 20. Januar in Palma

Der 20. Januar ist in Palma den Feierlichkeiten zu Ehren des Schutzpatrons St. Sebastian gewidmet. Auch hier beginnt das eigentliche Fest bereits am Vorabend, wenn auf dem Plaça Major ein riesiger Scheiterhaufen entfacht wird. Die übergroßen Figuren mit den Schwellköpfen, die über das Jahr im Foyer von Rathaus und Stadtparlament ihrem Auftritt entgegenfiebern, tanzen nun ausgelassen im Feuerschein herum, begleitet von diversen Teufeln und allerlei weiteren, teils grotesk gewandeten Gestalten. Auch der Hauptplatz mutiert jetzt zum großen Grillszenario, an dem die Menschen ihren mitgebrachten Fisch, ihre Fleisch- und Wurstwaren über der Feuersglut zubereiten und genussvoll verspeisen.

Im Anschluss beginnen in der gesamten Stadt auf verschiedenen Bühnen, aufgestellt an Kreuzungen und kleinen Plätzen Musikkonzerte, die für jeden Geschmack von Flamenco bis Klassik geeignet sind. Bis tief in die Nacht spielen die Gruppen ohne Unterlass vor begeistertem Publikum, das gemütlich von einer Bühne zur nächsten schlendert ohne wirklich ein Ende zu finden. Schließlich ist der nächste Tag ja ein Feiertag.

Information:

Allgemein www.spain.info/de

Spanisches Fremdenverkehrsamt Berlin
Litzenburgerstr. 99. 5. OG
10707 Berlin
Tel.: + 49(0)30/882 65 43
berlin@tourspain.es

Spanisches Fremdenverkehrsamt Frankfurt/Main
Myliusstr. 14
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frankfurt@tourspain.es

Spanisches Fremdenverkehrsamt München
Postfach 15 19 40
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munich@tourspain.es

Am 17. Januar ist der Feiertag des St. Antonius in allen 53 Gemeinden Mallorcas, am Vorabend finden die Umzüge der Teufel und Schwellköpfe statt. Die größte Veranstaltung ist in Sa Pobla.
Am Tag selbst gibt es morgens eine Tiersegnung und am Abend das Erklettern von El Pino. Besonders spektakulär in Pollença.

Der 20. Januar ist als Feiertag der Hauptstadt Palma zu Ehren des heiligen Sebastian vorbehalten. Am Vorabend Auftritte der Schwellköpfe und Entfachen des Scheiterhaufens auf der Plaça Major, danach überall in der Stadt Musikkonzerte.

Anreise:

Viele Fluggesellschaften bieten von deutschen Flughäfen aus Direktverbindungen nach Palma an. Flugpreise variieren je nach Buchungsdatum sehr stark.

Unterkunft:

Nicht alle Hotels sind im Winter geöffnet. Sehr schön in der Altstadt und nah am Geschehen in Pollença gelegen, das kleine Hotel Son Sant Jordi. Stilvolle Zimmer in verschiedenen Kategorien verfügbar. Schönes Restaurant. Pauschalangebot für 6 Tage inkl. Frühstück, Abendessen, Transfer vom Flughafen EUR 770. Bis Januar gibt es zudem 15% Rabatt auf den jeweiligen Zimmerpreis.

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Ebenfalls in ausgezeichneter Lage in Palma mit schöner Aussichtsterrasse und Blick auf die imposante Kathedrale das Hotel Tres. Die Zimmer in verschiedenen Kategorien sind sehr modern eingerichtet, Preis pro Zimmer inkl. Frühstück ab EUR 210.

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Essen und Trinken:

Während der Feste herrscht in den Restaurants und Bars Hochbetrieb, die Vorbestellung eines Tisches erweist sich als sinnvoll. Empfehlenswert in der Stadtmitte von Sa Pobla, die Antic Celler Can Cota, die fantastische Buffets mit mallorqinischen Spezialitäten auffährt, dazu lokale Weine. Auf der Speisekarte finden sich gegrillte Fisch- und Fleischgerichte, Seehecht in Blätterteig mit Garnelen oder die typischen Reisgerichte Arroz Pobler oder Arroz Brut (mit Geflügelfleisch, Garnelen, Kaninchen, diverse Gemüse, Reis farblich mit Safran veredelt). Einfache Mahlzeiten sind schon für unter EUR 10 zu bekommen.

Äußerst gediegen in der Nähe der Marina von Palma liegt das Restaurant Caballito de Mar, dessen Hauptaugenmerk ebenfalls auf den Früchten des Meeres liegt. Besonders populär der Wolfsbarsch in der Salzkruste, Preis EUR 22.

Während der Feste wird in den Orten öffentlich gegrillt. Mitgebrachtes Fleisch und Fisch landen auf den rustikalen Rosten. Hier kommt man, sofern des Spanischen mächtig, prima in Kontakt zu den Mallorqinern.

Sehenswert:

Von den zahlreichen Sehenswürdigkeiten der Insel seien nur der geologische Park mit spannendem modernen Museum in alter Finca, diversen Ausgrabungen in wunderschöner Naturlandschaft von Son Real erwähnt, sowie das in die Stadtmauer von Palma hinein gebaute Kunstmuseum Es Baluard.

Text und Fotos: Udo Haafke

Alle Angaben wurden von dem Autor nach bestem Wissen und Gewissen zusammengestellt und von der Redaktion von Hayit Medien und Fernweh.de überprüft. Allerdings kann keine Gewähr oder Haftung für einen etwaigen Schaden übernommen werden.

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Anne Grießer

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Sprache auf Mallorca

Auf der Insel gibt es zwei offizielle Amtssprachen: Spanisch und Katalanisch. Im Alltag wird jedoch hauptsächlich Mallorquín gesprochen, ein katalanischer Dialekt.

Unterschiedliche Schreibweisen von Ortsnamen sorgen immer wieder für Verwirrung: inzwischen beginnt sich jedoch die mallorquínische Variante durchzusetzen.

So heißt beispielsweise „Andratx” (sprich: „Andratsch”) nicht mehr „Andraitx”, „Port” (Hafen) heißt nicht mehr „Puerto”, und „Coves” (Höhlen) heißt nur noch selten „Cuevas”.

Ausländische Urlauber haben auf Mallorca jedoch selten Sprachprobleme. Sie werden von den Einheimischen in der Regel auf spanisch angesprochen, häufig sogar auf englisch oder deutsch.

Mallorquinische Kultur

Bereits seit dem 18. Jh. existiert auf Mallorca die „Renaixenca”-Bewegung.
Sie hat zum Ziel, die traditionelle Kultur der Baleareninsel wiederzubeleben und vor dem Untergang zu bewahren.

In einer Zeit, in der immer mehr Urlauber und Residenten nach Mallorca kommen, scheint dies ein berechtigter Anspruch. 

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